4. Okt. 2024Aufruf zur frühzeitigen Diagnose und Behandlung

Chronischer Husten bei Kindern: Warnzeichen erkennen

Chronischer Husten bei Kindern darf nicht ignoriert werden, da er schwerwiegende Folgen haben kann. Welche Warnzeichen dabei zu beachten sind, wurde beim Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Wien besprochen.

Chronischer Husten bei Kindern sollte nie ignoriert werden.
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«Ich möchte, dass Sie diesen Raum verlassen und wissen, dass chronischer Husten bei Kindern immer eine zugrundeliegende Ursache hat», sagte Prof. Dr. Angela Zacharasiewicz, Leiterin der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde an der Klinik Ottakring in Wien.

Ihre zentrale Botschaft zu Beginn des Vortrags lautete: Geben Sie nicht auf, suchen Sie gründlich, und Sie werden die Ursache finden!

Schlafprobleme, Schulschwierigkeiten und elterliche Belastung

Chronischer Husten – definiert als Husten, der länger als vier Wochen anhält – beeinträchtigt den Schlaf der Kinder, ihre schulischen Leistungen und ihr Spielverhalten.

Bei den Eltern verursacht er Angst, Stress und finanzielle Belastungen. «Wenn Sie chronischen Husten ignorieren, verzögert sich die Diagnose und eine möglicherweise schwerwiegende Lungenerkrankung kann fortschreiten», warnte Prof. Zacharasiewicz.

Die unterschätzten Ursachen von chronischem Husten

Die Ursachen für chronischen Husten bei Kindern sind vielfältig:

  • wiederkehrende, anhaltende oder langwierige Infektionen,
  • Pneumonien,
  • Bronchiektasien,
  • interstitielle Lungenerkrankungen,
  • Atemwegsanomalien,
  • Aspiration,
  • Asthma,
  • seltene Erkrankungen wie zystische Fibrose,
  • Tumoren,
  • Ticks sowie
  • extrapulmonale oder kardiale Ursachen.

Zentrale oder periphere Ursachen des chronischen Hustens?

«Je zentraler die Pathologie in den Atemwegen liegt, desto ausgeprägter ist der Husten», erklärte die Expertin. Ein Husten, der durch entzündliche Prozesse in den distalen Atemwegen ausgelöst wird, beginnt typischerweise mit einer tiefen Einatmung und ist weniger ausgeprägt, da sich die Chemorezeptoren – besonders bei chronischen Entzündungen – anpassen.

Daher zeigen sich Erkrankungen im Lungenparenchym oft mit vergleichsweise wenig Husten. „Auch Bronchiektasien führen manchmal zu weniger Husten, als wir erwarten würden“, so Prof. Zacharasiewicz.

ERS-Leitlinien zur Diagnose und Behandlung

Die «ERS-Guidelines on the dia­gnosis and treatment of chronic cough in adults and children» (1) empfehlen bei chronischem Husten zunächst eine detaillierte Anamnese und körperliche Untersuchung, um die klinische Präsentation des Hustens genauer zu analysieren und Symptome einer möglicherweise zugrundeliegenden spezifischen Erkrankung zu identifizieren.

Auch Lungen-Röntgen und Spirometrie (bei Kindern über fünf Jahren) sind vorgesehen. Zu weiterführenden diagnostischen Massnahmen zählen die Bronchoskopie und die bronchoalveoläre Lavage.

Die Rolle der Anamnese: Timing, Tendency und Triggers

Bei der Anamnese und Untersuchung spielen die drei Ts (Timing, Tendency, Triggers) und die drei S (Sound, Signs, other Symptoms) eine Rolle. Wichtige Fragen sind:

  • Wie hat der Husten begonnen?
  • Seit wann hustet das Kind?
  • Gibt es eine Tendenz (wurde es besser oder schlechter)?
  • Gibt es Trigger?
  • Handelt es sich um einen trockenen oder einen feuchten Husten?

Feuchter Husten: Ein Warnzeichen

Feuchter Husten zählt zu den Warnzeichen, die es zu identifizieren gilt (siehe Kasten). Hinter einem chronischen feuchten Husten kann zum Beispiel eine langwierige bakterielle Bronchitis (PBB) stecken – meist ausgelöst durch H. influenzae, Strep. pneumoniae oder M. catarrhalis. Das Lungen-Röntgen zeigt sich weitgehend unauffällig.

Die Symptome bilden sich mit einer antibiotischen Therapie für zwei bis vier Wochen meist zurück.

Red Flags bei (chronischem) Husten

  • wenn der Husten bereits bei der Geburt beginnt
  • wenn der Husten ganz plötzlich beginnt
  • wenn der Husten persistiert (ohne Unterbrechungen)
  • wenn der Husten sich über die Zeit kontinuierlich verschlechtert
  • wenn der Husten immer beim Füttern bzw. bei der Nahrungsaufnahme auftritt
  • feuchter Husten
  • Gedeihstörung, Gewichtsverlust
  • Fieber und Nachtschweiss
  • andere Zeichen einer chronischen Krankheit
  • pathologische Auskultation
  • Thoraxschmerzen
  • Hypoxie, Dyspnoe in Ruhe oder bei Aktivität, Tachypnoe
  • abnormale Charakteristika des ­Hustens

Ungeklärte Fragen zur Behandlung und Prävention

Dennoch bleiben einige Fragen ungeklärt, so Prof. Zacharasiewicz, etwa zur Prävention, zum Risiko für Resistenzentwicklung oder zur Auswirkung der Therapie auf das Mikrobiom der Atemwege. Auch der Zusammenhang mit einer Malazie der grossen Atemwege oder Immunstörungen ist noch unklar.

Fakt ist, dass Kinder mit PBB pneumologisch betreut werden müssen, da sich sonst durch den Teufelskreis aus Entzündung, Zerstörung und weiterer Entzündung eine chronisch eitrige Lungenerkrankung oder Bronchiektasien entwickeln können.

Bronchiektasien: Ein schwerwiegender Verlauf von unbehandeltem chronischem Husten

Kinder mit Bronchiektasien zeigen sich mit

  • anhaltendem feuchten/produktiven Husten – selbst nach langer antibiotischer Therapie
  • eitrigem Auswurf vor allem am Morgen
  • anhaltendem Lungenknistern
  • asthmaähnlichen Symptomen, die nicht auf die Therapie ansprechen
  • unerklärlicher Hämoptyse
  • Belastungsdyspnoe
  • Müdigkeit
  • Trommelschlägelfingern
  • Thorax-Deformationen und
  • unzureichender Gewichtszunahme.

Mehr zu Ursachen, Diagnose und Therapie von Bronchiektasien lässt sich im «Children’s Bronchiectasis Education, Advocacy and Research Network» nachlesen.

Passivrauchen als wichtiger Risikofaktor

«Rauchen gilt als Risikofaktor für alles, was wir eigentlich vermeiden wollen, bis hin zum Tod», betonte Prof. Zacharasiewicz einen weiteren wichtigen Punkt, der bei Kindern mit chronischem Husten nicht in der Anamnese fehlen sollte.

Weltweit sterben laut dem Global Burden of Disease Report jedes Jahr rund 51.000 Kinder und Jugendliche an den Folgen des Passivrauchens. Wenn die Eltern rauchen, wirkt sich das negativ auf das Lungenwachstum, das Immunsystem, die Lungenfunktion und nicht zuletzt auf das spätere Rauchverhalten der Jugendlichen aus.