Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse steigt
Etwa ein Drittel aller Rheuma-Patienten erhält eine Langzeittherapie mit Glukokortikoiden, darunter auch Personen mit kardialen Risikofaktoren. Am ACR* Convergence 2021 präsentierte Professor Dr. Beth I. Wallace, University of Michigan, Ann Arbor, aktuelle Daten, die eine klare Assoziation zwischen anhaltender Einnahme von Glukokortikoiden und schweren kardialen Komplikationen belegt.
In einer retrospektiven Kohortenstudie an über 26 000 Veteranen im Alter zwischen 40 und 90 Jahren untersuchten Prof. Wallace und ihre Kollegen den Zusammenhang schwerer kardialen Komplikationen (MACE, major adverse cardiac event) und der Einnahme von Glukokortikoiden bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. Ausgeschlossen waren Patienten mit anderen rheumatischen Erkrankungen, einem früheren MACE oder einer Herzinsuffizienz. Als MACE definierten die Wissenschaftler einen akuten Myokardinfarkt, Schlaganfall, TIA, Herzstillstand oder die Notwendigkeit einer koronaren Revaskularisierung. Sie kalkulierten anhand des VARS-CVD (Veteran’s Affairs Risk Score for Cardiovascular Disease) das Risiko, innerhalb von fünf Jahren ein solches Ereignis zu erleiden. Dabei berücksichtigten sie Alter, Geschlecht, Ethnizität, Nikotinkonsum, Blutdruck, Cholesterinspiegel, Blutzuckerwerte und die Einnahme von Antihypertensiva. Das mittlere 5-Jahres-MACE-Risiko lag bei 5,7 %, was einem mittleren Risiko entspricht. Etwa ein Viertel der Teilnehmer hatte ein hohes MACE-Risiko (> 9 %).
Im ersten Jahr nahm etwa ein Viertel aller Patienten über mindestens 90 Tage ein Glukokortikoid ein. In dieser Klientel erlitten 3,2 % der Teilnehmer ein MACE, in der Hochrisikogruppe waren es sogar 4,9 % der Patienten. Im Mittel trat solch ein Ereignis nach 25 Monaten auf. Nach Adjustierung für die Kovariaten stieg das Risiko, innerhalb von sechs Monaten ein MACE zu erleiden, pro 30 Tage Glukokortikoid-Einnahme um 14 %.