Abstandsregeln für Smartphones
Patienten mit Herzschrittmachern sollten Ihr Smartphone nicht in der Brusttasche tragen. Denn es kann zu elektromagnetischen Interferenzen kommen.
Herzschrittmacher und implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) verfügen meist über eine Magnetfunktion. Durch direkte Hautauflage eines mindestens 10 Gauss (G) starken Magneten über dem Implantat kann man dieses in eine Art Ruhezustand schalten, wenn elektromagnetische Interferenzen zu befürchten sind – beispielsweise bei Untersuchungen im MRI. Nun erschien ein Bericht, dass ein neueres iPhone-Modell bei einem ICD genau diesen Modus ausgelöst hat.
Das Team um Seth Seidman vom Office of Science and Engineering Lab am Center for Devices and Radiological Health hat daraufhin die Flussdichte in der Umgebung verschiedener Versionen des iPhone 12 und einer Apple Watch 6 gemessen.1 Die erschreckende Erkenntnis: Die gemessene Flussdichte der Handys lag in 1 mm Entfernung teils um das 40-Fache höher als jene 10 G, ab denen Schrittmacher und ICD in den Magnetmodus schaltbar sind. Die Smart Watch toppte das Ganze noch mühelos mit einer Flussdichte von bis zu 983 G.
Mit dem Abstand zwischen Gerät und Messsonde nahm auch die Feldstärke ab. Bei einer Entfernung von 11 bis 20 mm sanken die Werte unter 10 G, die Gefahr einer versehentlichen Aktivierung des Magnetmodus war somit gebannt. «Wir gehen davon aus, dass die Gefahr für Patienten insgesamt gering ist und uns liegen keine (weiteren) Berichte über derartige Nebenwirkungen vor», meint Seth Seidman in einer begleitenden Pressemitteilung.2 «Dennoch sollten Ärzte mit ihren Patienten über Vorsichtsmassnahmen sprechen. Beispielsweise gehören Smartphones nicht in die Brusttasche direkt über einem Implantat.» Bei einem Mindestabstand von 15 cm zwischen Implantat und Handy, zu dem auch die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA rät, sei nichts zu befürchten.