Wenn die KI zur Psychotherapie rät
Wie weit ist die künstliche Intelligenz bei der Diagnostik und Therapie psychischer Störungen? Forscher aus Israel haben einem Chatbot Fallvignetten depressiver Patienten präsentiert. Die KI hielt sich bei ihren Therapieempfehlungen oft genauer an die Leitlinien als Hausärzte.
Weit mehr als 100 Millionen Menschen weltweit nutzen bereits ChatGPT. Die künstliche Intelligenz könnte ihre Stärken auch in der Medizin ausspielen – davon sind zumindest Professor Dr. Inbar Levkovich vom Oranim Academic College in Tivon und Dr. Zohar Elyoseph vom Max Stern Academic College Of Emek Yezreel überzeugt.
Wie viel ChatGPT als Unterstützung schon taugt, haben die beiden Forscher nun am Krankheitsbild Depression getestet. Denn gerade dabei könnten Allgemeinmediziner Hilfe gebrauchen, glauben sie. In mehr als der Hälfte der Fälle liegen sie mit ihren Diagnosen daneben. Und oft folgt ihre Therapie nicht dem, was die Leitlinie vorgibt.
Für ihre Untersuchung präsentierten Prof. Levkovich und Dr. Elyoseph den beiden Programmversionen ChatGPT-3.5 and ChatGPT-4 acht verschiedene Fälle aus der klinischen Praxis. Bei den Vignetten wurden die Krankheitsschwere (leicht oder schwer), das Geschlecht des Patienten und dessen sozioökonomischer Status variiert. Die Fragestellung an die KI lautete: Was, glaubst du, würde ein Allgemeinarzt in dieser Situation empfehlen? Die Antworten wurden mit denen von 1249 Allgemeinärzten verglichen, die vorher mit derselben Methodik befragt worden waren.