17. Nov. 2025Funktionen, Bedarf und klinische Relevanz

Molybdän: Essenzielles Spurenelement mit grosser Stoffwechselwirkung

Molybdän ist ein kaum beachtetes, aber essenzielles Spurenelement, das zentrale Stoffwechselprozesse steuert – vom Abbau schwefelhaltiger Aminosäuren bis zur Regulation des Harnsäurespiegels. Wo es vorkommt, wie viel wir brauchen und wann eine Ergänzung sinnvoll sein kann.

Molybdänit (Portugal) / Molybdänit (Brasilien) ist ein Molybdändisulfid-Mineral mit der chemischen Formel MoS₂
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Der menschliche Organismus enthält durchschnittlich rund 10 Milligramm Molybdän (1) – ein essenzielles Spurenelement, das als Bestandteil wichtiger Enzyme zentrale biochemische Reaktionen ermöglicht. Die höchsten Konzentrationen finden sich in den Knochen (etwa 60 %), in der Leber (rund 20 %) und in den Nieren (2). Als Kofaktor zahlreicher Metalloenzyme (3) spielt Molybdän eine zentrale Rolle im Eisen- und Schwefelstoffwechsel (2).

Erst 1953 gelang der Nachweis, dass Molybdän ein aktiver Bestandteil der Xanthinoxidase ist (2) – jenes Enzyms, das Hypoxanthin zu Xanthin und anschliessend zu Harnsäure oxidiert. Ein ausgeglichener Molybdänstatus trägt daher wesentlich zu einem normalen Harnsäurespiegel bei. Darüber hinaus ist die Xanthinoxidase am Transport und der Speicherung von Eisen beteiligt (2). Ein weiteres wichtiges Enzym, die Sulfiteoxidase, katalysiert den letzten Schritt beim Abbau schwefelhaltiger Aminosäuren (u. a. Cystein, Methionin, Taurin, Homocystein) und wandelt toxische Sulfite in gut verträgliche Sulfate um (2).

Health Claim

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigt für Molybdän einen gesicherten physiologischen Nutzen: Molybdän trägt zu einer normalen Verstoffwechslung schwefelhaltiger Aminosäuren bei (4)

Vorkommen und Bedarf

Molybdän ist in allen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln enthalten. Besonders reich an diesem Spurenelement sind Hülsenfrüchte (z. B. Erbsen, weiße Bohnen, Linsen), Gemüse wie Rotkraut und Spinat, Getreideprodukte wie Reis und Vollkornweizen sowie tierische Lebensmittel, insbesondere Eier, Fleisch und Innereien (12). Sein Gehalt in Nahrungsmitteln hängt stark von der Bodenqualität, dem pH-Wert und der Düngung ab (2).

Die tägliche Zufuhr ist nicht exakt bekannt; die DGE nennt 50–100 µg Molybdän pro Tag als angemessene Menge für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene (5). Die tolerierbare obere Aufnahmemenge (UL) liegt laut EFSA bei 600 µg pro Tag (6).

Mögliche Anwendungsgebiete

Molybdän wird in mehreren Bereichen als potenziell hilfreich angesehen: bei Sulfitempfindlichkeit, Karies und Osteoporose (12). In Regionen mit molybdänreichen Böden treten Karieserkrankungen seltener auf – möglicherweise, weil Molybdän die Fluoraufnahme in Dentin und Knochen verbessert (2).

Bei einer Empfindlichkeit gegenüber geschwefelten Lebensmitteln (z. B. Wein, Dörrobst) kann eine Ergänzung helfen, den Abbau von Sulfiten zu verbessern (12).

Anzeichen eines Mangels

Ein Molybdänmangel ist selten, kann jedoch zu folgenden Symptomen führen (1):

  • Müdigkeit, Erschöpfung
  • Haarausfall
  • Karies
  • Sulfitintoleranz
  • Fertilitätsstörungen
  • gestörte fetale Entwicklung
  • Nierensteine (Xanthinsteine)

Eine sehr seltene genetische Erkrankung ist die Molybdän-Kofaktor-Defizienz, die ohne Behandlung letal verläuft.

Praxistipps

Eine Ergänzung kann sinnvoll sein, wenn die Aufnahme gestört ist – etwa bei Morbus Crohn oder Magersucht, oder während parenteraler Ernährung (2). Überdosierungen aus normaler Nahrung sind nicht bekannt. Sehr hohe Zufuhrmengen von 10–15 mg pro Tag können jedoch gichtähnliche Beschwerden auslösen, da vermehrt Harnsäure gebildet wird (3).

In der Komplementärmedizin wird Molybdän in Form der Schüssler-Salze (Nr. 33 Molybdaenum metallicum) sowie in der Homöopathie verwendet.

Wechselwirkungen

Mit Arzneimitteln sind keine relevanten Interaktionen bekannt.

Auf Nährstoffebene können jedoch Kupfer, Sulfat und Wolfram die Aufnahme von Molybdän hemmen (3).