23. Juni 2023Urologe räumt mit verbreiteten Fehlannahmen auf

Drei Mythen über den Restharn

Manche «Erkenntnisse» halten sich in der Medizin hartnäckig, selbst wenn sie schon längst durch Studien widerlegt sind. Auch um den Restharn kursieren schier unausrottbare Mythen.

Anatomischer Querschnitt eines männlichen Beckens auf weißem Hintergrund
ericsphotography/GettyImages

Mythos 1: Restharn sorgt vermehrt für Harnwegsinfekte

Falsch, sagte Professor Dr. ­Andreas ­Gross von der Asklepios Klinik Barmbek in Hamburg. «Warum sollte Restharn Harnwegsinfek­tionen verursachen? Ich weiss nicht, wie das in die Urologie gekommen ist.» Nicht jeder Keimnachweis im Urin bedeutet automatisch eine Infektion, ausserem fehlt jeglicher Beleg dafür, dass Harnwegsinfekte mit Restharn und/oder einer Blasenauslassob­struktion assoziiert sind. Das gilt auch bei Diabetikern und geriatrischen Patienten, betonte der Kollege.

Die Menge des Restharns spielt ebenfalls keine Rolle für das Infektionsrisiko. Prof. Gross hat als Assistenzarzt noch gelernt, dass ein Restharn von 50 ml operiert werden muss: «Das darf man gar nicht mehr erzählen.» Er berichtete von einem Patienten, der in der zehnten Lebensdekade mit 2 l Restharn «glücklich gestorben» ist. Was aber feststeht: Liegt eine Harnwegs­infektion vor und besteht gleichzeitig Restharn, ist es schwieriger, den Infekt zu sanieren.

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