Stuhltransplantation: FMT «wirksam bei C. difficile-Infektionen und Colitis ulcerosa»
Die Cochrane-Arbeitsgruppe hat die Evidenz zum fäkalen Mikrobiomtransfer (FMT) bei Darmerkrankungen geprüft. Möglicherweise wirksam sehen die Autoren das Verfahren zur Kontrolle einer aktiven Colitis ulcerosa, sicher wirksam bei rezidivierenden Infektionen mit Clostridioides difficile. Sehr unsicher ist die Evidenz hingegen laut Cochrane beim Morbus Crohn.
Die Rolle der Darm-Mikrobiota bei der Entstehung und Entwicklung von Erkrankungen wird seit Jahren intensiv beforscht. Als sicher belegt gilt mittlerweile ihr Einfluss bei entzündlichen Darmerkrankungen. Bei anderen Erkrankungen, wie etwa nicht den Darm betreffende Entzündungen, ist die Beteiligung ungünstiger Bakterien, Pilze und Viren im Darm (Dysbiose) zwar noch nicht belegt, doch es mehren sich die Hinweise.
FMT: Den Darm mit förderlichen Bakterien «animpfen»
Einer Dysbiose entgegenwirken will die fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT), bei der Bakteriengemische die aus dem Lot geratene Darmflora mit förderlichen Kulturen «animpfen» sollen. Die für die FMT notwendigen Bakteriengemische werden für gewöhnlich aus Stuhlspenden gesunder Spender gewonnen. Danach werden sie entweder zur oralen Einnahme verkapselt oder endoskopisch im Rahmen einer Darmspiegelung oder von Einläufen verabreicht.
Zwei aktuelle Cochrane-Reviews untersuchten nun die Evidenz zur Wirksamkeit der FMT bei der Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen (1) und wiederkehrenden Infektionen mit Clostridioides difficile (2).
«Unsichere Evidenz» bei entzündlichen Darmerkrankungen, ein «vielleicht» bei Colitis ulcerosa
Bei den entzündlichen Darmerkrankungen unterteilten die Autoren die Analyse in Studien, die die Colitis ulcerosa, sowie den Morbus Crohn betrafen. Mittels 10 vorhandener Studien mit 468 Teilnehmern urteilten sie, dass die FMT bei Patienten mit aktiver Colitis ulcerosa einen positiven Effekt auf die Krankheitsaktivität haben dürfte. Die einzelnen Endpunkte (z.B. klinische Remissionen, endoskopische Remissionen, Nebenwirkungen, Lebensqualität) bewertete die Arbeitsgruppe jedoch alle lediglich mit niedriger Evidenzsicherheit. Beim Morbus Crohn werteten die Forscher sogar nur eine Studie als qualitativ hochwertig genug. Für eine sichere Evidenz reichte dies nicht aus.
Ein Hauptproblem bei der Evaluation von FMT-Studien bei entzündlichen Darmerkrankungen besteht darin, dass sich die Studien in ihrer Durchführung stark unterscheiden, erklärt Prof. Dr. Alexander Link, Leiter der Sektion Molekulare Gastroenterologie und Mikrobiota-assoziierte Erkrankungen in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Universitätsklinikum Magdeburg. «Die Unterschiedlichkeit der Untersuchungen war sehr hoch. Diese reicht von unterschiedlichen Applikationswegen, unterschiedlicher Präparation der Transplantate bis zur Heterogenität der Patienten.»
FMT in der Schweiz
Stuhltransplantationen werden in der Schweiz ausschliesslich in spezialisierten Zentren, wie dem Universitätsspital Zürich durchgeführt.
«Wenig überraschende» Ergebnisse bei Clostridien-Infektionen
Ein weiterer Review (2) begutachtete die Evidenz bei Infektionen mit Clostridioides difficile-Infektionen. Diese stellt die häufigste Dysbiose von Darmbakterien nach einer Antibiose dar. Bei normal immunkompetenten Erwachsenen setzen spezialisierte Zentren daher schon länger auf die FMT.
Die Autoren schlossen insgesamt sechs Studien mit 320 Teilnehmern in ihre Analyse ein, und stellten der FMT ein moderates Evidenzlevel dafür aus, mehr Remission von rezidivierenden Clostridioides difficile-Infektionen zu bewirken als andere Behandlungsoptionen wie beispielsweise (weitere) Anitbiotika-Therapien (Risk ratio [RR] 1,92; 95%-KI: 1,36-2,71; p = 0,02). Wenig überraschend, sagt Prof. Link: «Die meisten der insgesamt sechs überprüften randomisierten Studien wurden abgebrochen, da sich eine deutliche Überlegenheit der fäkalen Mikrobiota-Transplantation gegenüber der Standardtherapie gezeigt hatte.»
Die neuerliche Überprüfung durch die Cochrane-Arbeitsgruppe hat für ihn also lediglich bestätigenden Charakter. Die Erfolgsquote bei wiederkehrenden Infektionen mit Clostridioides difficile liegen bei einer FMT zwischen 80 und 90 Prozent. Praktisch alle Empfehlungen und Leitlinien empfehlen mit daher eine FMT spätestens nach dem zweiten Rezidiv. «Sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene haben sich spezialisierte Zentren etabliert und die FMT stellt mittlerweile eine Routinetherapie dar.»
- Imdad A et al. (2023): Fecal transplantation for treatment of inflammatory bowel disease. Cochrane Database of Systematic Reviews. DOI: 10.1002/14651858.CD012774.pub3.
- Minkoff NZ et al. (2023): Fecal microbiota transplantation for the treatment of recurrent Clostridioides difficile (Clostridium difficile). Cochrane Database of Systematic Reviews. DOI: 10.1002/14651858.CD013871.pub2.