Polypill schlägt Standardtherapie
Patienten erhalten nach einem Myokardinfarkt zur Sekundärprophylaxe Thrombozytenaggregationshemmer, Lipid- und Blutdrucksenker. Wie eine aktuelle Studie zeigt, ist dabei eine fixe Kombination in einer «Polypill» wirksamer als die Standardtherapie.
Ein grundlegendes Problem in der Sekundärprophylaxe nach einem Herzinfarkt ist die Adhärenz der Patienten zur verschriebenen Medikation. «Am Anfang sind die Patienten zuverlässig, aber das ändert sich nach sechs Monaten», betonte Dr. Valentin Fuster, Centro Nacional de Investigaciones Cardiovasculares, Madrid, der die Daten der SECURE-Studie am ESC-Jahreskongress 2022 vorstellte. Zeitgleich erfolgte die Publikation im New England Journal of Medicine.1
Im Rahmen der Studie starteten 2499 Patienten nach einem Herzinfarkt, die meisten bereits in der ersten Woche, entweder das Kombinationspräparat aus 100 mg Acetylsalicylsäure (ASS), dem ACE-Hemmer Ramipril in der aufsteigenden Dosierung von 2,5, 5 oder 10 mg und 20 oder 40 mg Atorvastatin oder die vom behandelnden Arzt verschriebene Standardmedikation. Als primären Endpunkt definierten die Autoren die Kombination aus kardiovaskulärem Tod, nichttödlichem Myokardinfarkt, Schlaganfall oder notfallmässiger Revaskularisierung. Die Patienten waren im Durchschnitt 76 Jahre alt und zu einem Drittel weiblich.
Nach einem medianen Follow-up von drei Jahren trat der primäre Endpunkt bei 9,5 % der Patienten unter der «Polypill» und bei 12,7 % unter der Standardtherapie auf, was einem signifikanten Unterschied entspricht (Hazard Ratio, HR: 0,76; 95%-Konfidenzintervall, KI 0,60–0,96; p = 0,02). Am meisten trug dabei die Reduktion des Endpunkts «kardiovaskulärer Tod» zu dem Ergebnis bei, der bei 3,9 % in der Polypill-Gruppe und bei 5,8 % unter der Standardtherapie auftrat (HR 0,67).