Jeder vierte Patient entwickelt fibrotische Lungenveränderungen
Wie sich immer stärker herauskristallisiert, kann man den Blutzucker allein für diabetische Folgekomplikationen nicht verantwortlich machen. Einerseits liegen ihre Anfänge oft vor der Diagnose des manifesten Diabetes und andererseits lassen sich selbst bei einer guten Blutzuckereinstellung die Schäden nicht komplett aufhalten.
Forscher stellten fest, dass auch die Lunge unter einem langjährigen Diabetes leidet, erklärte Dr. Stefan Kopfvon der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie am Universitätsklinikum Heidelberg. Bisher hatte man sich vor allem auf Schäden an Niere, Herz-Kreislauf-System, Augen und Nerven fokussiert – die Lunge hatten Diabetologen eher nicht auf dem Schirm.
Die histologischen Untersuchungen der betroffenen Endorgane zeigen nicht nur fibrotische Veränderungen z.B. in Form der Nephrosklerose oder der Ummauerung von Nervenscheiden bei diabetischer Polyneuropathie, sondern eben auch, dass langjährige Diabetiker offensichtlich auch gehäuft eine restriktive fibrotische Lungenerkrankung entwickeln. Nach einem langjährigen Typ-2-Diabetes würden 27 % der Patienten solche pulmonalen Veränderungen aufweisen. Pneumologen wissen das seit Jahren, ihnen hat nur niemand zugehört, so Dr. Kopf.
Wie stellt man sich den Pathomechanismus dazu vor? Ausgangspunkt sind vermehrte DNA-Schäden bei gleichzeitig reduzierter Kapazität zur DNA-Reparatur. Dies führt zur Progression fibrotischer Veränderungen in den Endorganen, die zuckerunabhängig auftreten. Im Grunde entspreche dies den normalen Alterungsprozessen (Seneszenz) – nur, dass diese bei Diabetes offensichtlich deutlich schneller, früher und häufiger entstehen.
Die Lufu künftig routinemässig mittesten?
Dass auch die Lunge betroffen ist, sei nicht verwunderlich. Gerade hier entstehen durch den hohen Anfall an freien Sauerstoffradikalen sehr viele DNA-Schäden – insbesondere, wenn die Patienten auch noch rauchen. Der Diabetologe empfahl aufgrund der neuen Erkenntnisse, Lungenfunktionsprüfungen in das Routineprogramm bei Diabetikern einzuführen. Klagen Patienten über Luftnot, denken viele Ärzte zuerst an das Herz und überweisen zum Kardiologen. Nur bei 11 % der Patienten mit Diabetes sei die Dyspnoe kardial bedingt, bei 25 % überwiegend pulmonal.
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