Mückenalarm – was wirklich hilft
Mücken verleiden uns die lang ersehnten lauen Sommerabende. Was hilft zur Abwehr und was nach dem Stich?
Kundenwunsch
«Bitte geben Sie mir doch das Gel, das ich auch im letzten Jahr schon gegen diese lästigen Insektenstiche verwendet habe. Es hat eigentlich ganz gut geholfen!» Mücken, Bremsen, Zecken, Ameisen, Wespen und andere Plagegeister können einem entspannende Stunden im Garten verderben.
Hintergrundwissen
In welcher Intensität Schwellungen, Rötungen und Schmerzen nach einem Stich oder Biss auftreten, ist davon abhängig, welches Insekt die Probleme verursacht hat. Während bei Mücken und Bremsen die Hautreaktion meist lokal begrenzt bleibt, fällt sie bei Bienen und Wespen häufig viel intensiver aus. Allergische Reaktionen sind immer häufiger. Der Grund dafür: Mücken- und Bremsenweibchen injizieren beim Biss kleine Mengen Speichelflüssigkeit mit gerinnungshemmenden und entzündungsfördernden Substanzen in die oberen Hautschichten. Die «Blutmahlzeit» der Weibchen dient Nahrungszwecken und muss alle drei Tage erfolgen, die Männchen hingegen begnügen sich mit Blütennektar.
Anders verhält es sich bei Bienen und Wespen. Ihr Gift gelangt direkt in die unteren Hautschichten, wobei die enthaltene Hyaluronidase eine Spaltung der Interzellulärsubstanz verursacht, wodurch die Ausbreitung in tiefer gelegene Gewebe sowie ins Blut und in die Lymphe erleichtert wird. Die ebenso enthaltene Phospholipase trägt zur Entstehung von Fettsäuren bei, aus denen Entzündungsmediatoren wie Prostaglandine und Leukotriene gebildet werden. Der Schmerz wird durch Mellitin aus dem Bienengift und Mastoparan aus dem Wespengift verstärkt.
Therapiemöglichkeiten
Am besten ist es, Insektenstiche schon im Vorfeld zu vermeiden. Dazu müssen die vom Organismus abgesonderten Lockstoffe so verändert werden, dass sie für Insekten nicht mehr attraktiv sind. Das ermöglichen Repellenzien. Sie müssen verlässlich in ihrer Wirkung sein, ein breites Wirkspektrum aufweisen, eine lange Wirkdauer haben und gut hautverträglich sein. Dafür ist aber nicht nur der Inhaltsstoff alleine verantwortlich. Es muss auch auf die Grundlage der Formulierung, den pH-Wert, Emulgatoren und Parfüms geachtet werden.
Als Inhaltsstoffe kommen etwa DEET (= N,N-Diethyl-3-toluamid) und Icaridin zur Anwendung. Zitronen-, Nelken- und Pfefferminzöl haben eine kürzere Wirkdauer und ein schmäleres Wirkspektrum. Ebenso kann Vitamin B1 über zumindest drei Tage versucht werden. Ist der Stich bereits erfolgt, kann Entzündungen mit Kühlpads und kühlenden Roll-ons und Gelen vorgebeugt werden. Insektenstichpflaster beruhigen die Haut und schützen vor Kratzen. Auch ein spezieller Stichheiler kann angewendet werden, um die Giftbestandteile teilweise zu zersetzen und die Histaminausschüttung zu vermindern. Dies wird durch eine Temperatur von ca. 50 °C gewährleistet.
Gegen Juckreiz helfen Antihistaminika, die lokal aufgetragen werden können, wenn kleinere Hautareale betroffen sind. Typische Vertreter dieser Gruppe sind Bamipin, Dimetinden und Diphenhydramin. Handelt es sich um grossflächigere Probleme, können Antihistaminika wie Cetirizin oder Loratadin auch systemisch verabreicht werden. Um Sekundärinfektionen vorzubeugen, empfehlen sich desinfizierende Massnahmen. Andernfalls werden antibiotische Therapien unter ärztlicher Kontrolle erforderlich. Berichtet der Kunde über eine vorangegangene allergische Reaktion auf Insektenstiche, so muss über die Möglichkeit der Verordnung eines Adrenalin-Autoinjektors aufgeklärt werden. Bei Bienen- und Wespengiftallergien sind auch Hyposensibilisierungstherapien eine Überlegung wert.
Nicht zu vernachlässigen ist die Tatsache, dass Insekten in Abhängigkeit ihres Vorkommens neben unangenehmen Hauterscheinungen vor allem Krankheiten wie Frühsommer-Meningoenzephalitis, Lyme-Borreliose, Malaria, Gelbfieber oder Dengue-Fieber übertragen können. Im Kundengespräch ist jedenfalls auf den Aufenthaltsort einzugehen, über entsprechende mögliche Impfungen aufzuklären und auch darüber, dass nicht in jedem Fall, wie bei Lyme-Borreliose und Dengue-Fieber, eine Impfung zur Verfügung steht.
Empfehlung
Insektenstiche sind eine Indikation der Selbstmedikation, bei der quervernetztes Denken und Zusatzempfehlungen besonders lohnenswert sind. Schliesslich reichen die möglichen Massnahmen von der Vorbeugung über die Akuthilfe bis zu einer Erleichterung des unangenehmen Juckreizes in der Phase der Abheilung. «Wenden Sie dieses Gel mehrmals täglich an. Es hilft gegen den Juckreiz und die Schwellung und hinterlässt einen angenehmen Kühleffekt auf Ihrer Haut. Für den nächsten gemütlichen Abend sollten Sie sich aber schon jetzt wappnen. Nehmen Sie doch diesen vorbeugenden Spray. Er hält Mücken bis zu acht Stunden fern und kann auch schon bei Ihren Kindern angewendet werden!»
Repellents sicher anwenden:
- Zuerst den Sonnenschutz und erst 30 Minuten später das Repellent auftragen – so entfalten beide Produkte ihre Wirkung optimal!
- Vermeiden Sie es, DEET-haltige Produkte auf Brillengläser zu sprühen – DEET greift Kunststoffe an!
- Nur äusserst dicht gewebte Textilien helfen gegen Insekten – besser ist es, die Kleidung zu imprägnieren (bei starkem Schwitzen, nach dem Waschen oder Baden wiederholen!)
- Repellenzien nie auf verletzter Haut (z.B. nach Sonnenbrand) verwenden – das kann die Haut reizen!