19. Mai 2021Hautveränderungen

Warzen – ein unberechenbares Unterfangen

Warzen kommen und gehen. Für das Entstehen sind oft Papillomaviren verantwortlich, für etwaiges «Verschwinden von selbst» die individuelle Immunlage. Besser ist konsequente Therapie.

Ein Erwachsener hält die Hand eines Kindes mit einer Makrowarze
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Eine junge Frau betritt gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter die Apotheke. «Sehen Sie», meint die Mutter, «mein Mädchen hat da so kleine Warzen an der Hand! Was kann ich denn dagegen machen?»

Hintergrundwissen

Meist handelt es sich bei Warzen um gutartige Hautveränderungen, die durch eine Infektion mit humanen Papillomaviren ausgelöst werden. Davon sind heute mehr als 100 verschiedene Typen bekannt. Eine Ausnahme bilden Dellwarzen, deren Verursacher ein Pockenvirus ist. Alterswarzen hingegen werden nicht durch Viren hervorgerufen. Damit haben sie den Vorteil, dass sie nicht ansteckend sind.
Warzen werden aber nicht nur durch den Auslöser unterschieden, sondern auch durch ihre Ausprägung und die befallene Stelle wie Finger, Fusssohlen, Gesicht, Nagelplatte und Genitalien.

  • Flachwarzen treten im Gesicht oder an den Händen in grosser Zahl auf, sind flach und meist nur wenige Millimeter gross. Sie sind bei Kindern häufig.
  • Pinselwarzen finden sich an der zarten Haut des Gesichtes oder des Halses, haben eine fadenförmige Ausprägung und zeigen kaum Symptome.
  • Dellwarzen sind im Gesicht, am Hals sowie an Armen und Beinen zu finden. Sie sind durch stecknadelgrosse, hellrote Knötchen gekennzeichnet, die in der Mitte eine Delle mit einer brei­igen, weisslichen Flüssigkeit aufweisen. Bei Kindern mit trockener und zu Neurodermitis neigender Haut sind sie häufig.
  • Stachelwarzen sind meist an den Händen zu finden, bilden erbsengrosse, halbkugelige harte Knötchen und haben eine raue Oberfläche.
  • Mosaikwarzen treten an den Fusssohlen in grosser Zahl auf und verursachen selten Beschwerden.
  • Dornwarzen treten ebenfalls an den Füssen auf, wachsen in tiefere Hautschichten ein und können beim Gehen erhebliche Schmerzen bereiten. Oft sind sie von dunklen Pünktchen durchsetzt und haben eine stark verhornte Oberfläche.
  • Feigwarzen treten im Genital- oder Analbereich auf, sind rötlich bis grau-weisslich und bilden knotige Warzenbeete. Oft werden sie durch HPV-Typ 16 oder 18 ausgelöst. Eine ärztliche Behandlung ist nötig und die Vorbeugung durch Impfung empfehlenswert.
  • Alterswarzen treten ab dem 50. Lebensjahr auf Brust, Rücken und Gesicht auf. Sie sind rund bis oval und linsen- bis bohnengross. UV-Licht begünstigt das Auftreten.
    Da die meisten Warzen durch Viren ausgelöst werden, sind sie ansteckend. Die Inkubationszeit liegt zwischen vier Wochen und acht Monaten. Ist das Immunsystem intakt, verschwinden zwei Drittel aller Warzen, ausgenommen Genitalwarzen, wieder von selbst. Bei Kindern liegt der Zeitrahmen zwischen sechs und zwölf, bei Erwachsenen zwischen zwölf und 24 Monaten.

Therapiemöglichkeiten

  • Keratolytika: Bewährt sind Milchsäure und Salicylsäure, die die stark verhornte Haut aufweichen und die Warze schichtweise abtragen. Unter Okklusion verstärkt sich dieser Effekt. Ausserdem wirkt Salicylsäure antiseptisch, antiproliferativ und entzündungshemmend. Die Heilungsraten liegen nach etwa viermonatiger Therapie bei 70–80 %.
  • Ätzmittel: Chloressigsäure und Silbernitrat zerstören infiziertes Gewebe, und Teebaumöl zeichnet sich neben der antibakteriellen und antimykotischen durch eine antivirale Wirkung aus. Zu beachten ist, dass Teebaumöl ein Zellgift ist, wegen seiner Lipophilie besonders gut resorbiert wird und Kontaktdermatitiden begünstigt. Je älter das Öl, desto höher ist das Risiko dafür. Es sollte deshalb nach dem Öffnen möglichst rasch verbraucht werden.
  • Durch Kryotherapie stirbt das Warzengewebe ab. Die im Rahmen der Selbstmedikation erreichten Temperaturen liegen nicht ganz so tief wie bei Behandlungen durch den Arzt. Kontra­indiziert ist diese Massnahme der Selbstmedikation bei Kindern unter vier Jahren, bei Personen mit Diabetes mellitus und bei vorgeschädigten Hautarealen. Vorsicht ist geboten bei schlechter Durchblutung. Bei intensiver Anwendung besteht die Gefahr von Narben, Nervenschädigungen und Nekrosen.
  • Für die orale Anwendung von Zink konnte eine antivirale Wirksamkeit gegen viral bedingte Warzen nachgewiesen werden.
  • Patienten verwenden gerne Thuja als alternative Heilmethode.

Therapiemöglichkeiten

Eine konservative Therapie mit Salicyl- und/oder Milchsäure muss über einen Zeitraum von 12 Wochen konsequent durchgeführt werden. Rezidive sind oft auf eine ungenügend lange Behandlung zurückzuführen. Die Empfehlung: «Tragen Sie diese Lösung zweimal täglich auf die betroffene Stelle und die umliegenden drei Millimeter auf. Wichtig ist, das nicht behandelte Gebiet mit einer Fettsalbe zu schützen. Vaseline eignet sich dazu besonders gut.»

Zum Arzt bei:

  • verändertem Aussehen der Warzen (Verfärbung, Blutung, maligne Entartung möglich!)
  • besonders tiefsitzenden Warzen (chirurgische Entfernung!)
  • Warzen auf Schleimhäuten (wenn im Genitalbereich, zum Gynäkologen oder Urologen!)
  • Bei Diabetes sollte die Behandlung ärztlich überwacht werden!