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Wundversorgung

Heile Heile Segen

Mutter umarmt ihre verletzte Tochter, die auf den Boden gefallen ist

Dieser Kinderreim hat schon so manche Träne nach einem Sturz getrocknet. Um die Narbenbildung zu reduzieren, ist eine fachgerechte Wundversorgung nötig.

Kundenwunsch

Der Wetterbericht kündigt herrliches Wanderwetter an. In der Apotheke meint eine Kundin: «Ich plane am Wochenende einen Ausflug mit Freunden und ihren Kindern und möchte gerne ein kleines Erste-Hilfe-Set mitnehmen!»

Hintergrundwissen

Selbst kleine Wunden sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn auch sie heilen nur komplikationslos ab, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind. Dazu zählen eine sterile Wunde und glatte Wundränder. Liegen diese nicht ohne Spannung aneinander, sollte die Wunde innerhalb von sechs bis acht Stunden genäht werden. Die Wundheilung verläuft in drei Phasen, der Exsudationsphase, der Proliferations- oder Granulationsphase und der Regenerationsphase. In der ersten Phase hilft Blut, die Wunde zu verschliessen, und tötet Keime ab. Dabei wirken auch Granulozyten und Makrophagen mit. Nach etwa zwei Tagen kommt es zur Bildung von kollagenreichen Bindegewebsfasern und gefässreichem Granulationsgewebe. In Phase drei wird die Wunde von den Wundrändern her mit Epithel überzogen. Zum Teil verlaufen diese Phasen parallel und sollten nach spätestens drei Wochen abgeschlossen sein. Ansonsten handelt es sich um eine chronische Wunde. Wichtig ist, dass die Wundheilung durch Adipositas, Mangelernährung, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder bei immunsupprimierten und einem Alter von über 70 Jahren negativ beeinflusst wird. Gerade bei älteren Menschen sind Mikrozirkulation, Sekretion von Wachstumsfaktoren sowie Kollagen- und Hyaluronsäuresynthese oft vermindert.

Therapiemöglichkeiten

Während grössere, offene, stark blutende oder infizierte Wunden auf jeden Fall ärztlich versorgt werden müssen, kann Patienten mit kleineren Wunden wie Schürf-, Schnitt-, Riss-, Platz- und leichten Brandwunden in der Apotheke gut geholfen werden. Ein guter Tipp ist auch immer, nach dem Tetanusimpfschutz zu fragen. Zur Wunddesinfektion eignen sich Chlorhexidin, Octenidin sowie Povidon-Iod. Chlorhexidin und Octenidin sind farblos, gut wirksam und gewebeverträglich. Sie brennen nicht und können auch auf verklebte Verbände aufgebracht werden, um diese anschliessend leichter zu entfernen. Octenidin sollte nicht am Ohr angewendet werden, eine Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit scheint jedoch vertretbar. Povidon-Iod hat ebenfalls ein ausgezeichnetes Wirkungsspektrum gegen grampositive und gramnegative Bakterien, Pilze, zahlreiche Viren und einige Protozoen. Die Braunfärbung zeigt die Anwesenheit von Iod an.

Bei gesunder Schilddrüse scheint die Erhöhung des Iod-Spiegels nicht zu klinisch relevanten Veränderungen der Hormonspiegel zu führen, jedoch darf Povidon-Iod nicht bei Hyperthyreose sowie vor und nach einer Radio-Iod-Untersuchung angewendet werden. Bei Säuglingen und Kindern unter sechs Monaten sollen Nutzen und Risiko gewissenhaft abgewogen werden. Zwar würden sich Alkohole wie Ethanol oder Isopropanol aufgrund der abtötenden Wirkung auf Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze und zum Teil auch Viren anbieten, allerdings ist mit einem unangenehmen Brennen zu rechnen und durch die reizende Wirkung kann die Wundheilung sogar verzögert werden. Für den Wundverschluss stehen Pflaster in vielen Formen und Grössen sowie ein Spray zur Verfügung. Das Prinzip der feuchten Wundbehandlung wird durch hydroaktive Verbände oder Pflaster unterstützt, wodurch die Wunde nicht austrocknet, die Neubildung von Zellen angeregt und das Infektionsrisiko gesenkt wird. Die Regeneration kann durch Dexpanthenol, Lebertran, Hamamelis- und Kamillenextrakt sowie medizinischen Honig gefördert werden.

Empfehlung

Gerne formulieren Kunden die Frage: «Gibt es etwas Besseres?» Das verleitet dazu, Wirkstoffe und Dosierungen zu nennen und mit anderen Präparaten zu vergleichen. Besser ist es jedoch, auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen und damit eine optimale Versorgung zu ermöglichen. «Verwenden Sie diesen Spray sofort, wenn etwas passiert ist. Sie können ihn für alle Personen verwenden, die Sie auf der Wanderung begleiten, auch für Kinder. Ausserdem brennt er nicht. Falls andere auch einen Desinfektionsspray mithaben, ist wichtig, dass Sie unterschiedliche Desinfektionsmittel nicht gemeinsam anwenden. Das hilft nämlich nicht unbedingt besser, es kann sogar zu einem Wirkungsverlust kommen!»

Und wenn’s doch passiert ist …

  • Verhindern Sie eine Infektion – reinigen und desinfizieren Sie die Wunde, damit sie danach ohne Komplikationen abheilen kann!
  • Finden Sie eine geeignete Wundauflage – die feuchte Wundheilung optimiert den Wundheilungsprozess und wirkt dem Jucken entgegen!
  • Vermeiden Sie Sonnenbäder und Solarien – denn ist die Wunde frisch, so kann die UV-Strahlung sowohl die Wundheilung als auch die Beschaffenheit und die Farbe der Narbe beeinflussen!
  • Verwenden Sie ausreichend Wundheilungscreme – auch wenn der Wundverschluss abgeschlossen ist, muss die Haut weich und geschmeidig gehalten werden!
  • Verwenden Sie Narbengele und Narbenreduktionspflaster, falls sich doch eine Schrunde ankündigen sollte – so reduzieren Sie die Sichtbarkeit geröteter und erhabener Narben!

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