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Viele berufspolitische Risiken

«Wir müssen überzeugen!»

LIEBEFELD 25.9.2020 - Martine Ruggli-Ducrot, neue Präsidentin von pharmasuisse, Schweiz

Anstelle des diesjährigen pharmaDavos organisierte das OK Team – nebst vielen anderen Aktivitäten – eine spezielle Form des «Get-Together»: Ein Webinar mit der frischgebackenen pharma­Suisse-Präsidentin Martine Ruggli.

Nach einer herzlichen Einführung durch pharmaDavos OK-Präsident Dr. Hans Ruppanner eröffnete Martine Ruggli ihre Botschaft mit einem herzlichen Dank für das Engagement ihrer Berufskolleginnen und -Kollegen, ganz besonders während der Pandemie. Die neue Präsidentin von pharmaSuisse – übrigens die erste Frau in dieser Funktion – legte ihrem Publikum die enormen Herausforderungen und die daraus hergeleiteten taktischen Ziele von pharmaSuisse dar.

Die vom BAG eingeführten Preissenkungen führten während der letzten drei Jahre in den Apotheken zu einem Verlust von 120 Millionen Franken. «Es ist für uns enorm wichtig, das finanzielle Gleichgewicht der Apothekerschaft sicherzustellen und eine angemessene Margen- und Preispolitik zu fördern», betonte Ruggli mit Nachdruck. «Berufspolitisch sind wir zurzeit vielen Risiken ausgesetzt, und wir müssen an allen Fronten kämpfen!» Der Kampf gegen das Referenzpreissystem sei noch nicht endgültig gewonnen. Bei der Einführung des elektronischen Patientendossiers müssten wir die Leadership unbedingt behalten. «Der Medikationsplan ist eine Kompetenz der Apotheke, die wir nicht aus der Hand geben dürfen!» Das Korsett des KVG müsse aufgeweicht werden. Ruggli betonte: «Wir sind Fachhändler, ja, aber es muss einen Shift in Richtung Dienstleistungserbringer stattfinden. Dieser Fokus ist uns sehr wichtig. Wir möchten, dass der Apotheker stärker in die Grundversorgung integriert wird. Wir haben neue Kompetenzen erhalten. Aber wir haben es bis jetzt leider nicht geschafft, dafür auch bezahlt zu werden.»

Pandemie als Chance

Dabei sieht Ruggli die Pandemie als echte Chance. Sie präsentierte Daten das BAG über die Durchführung der Antigenschnelltests, die zeigen, dass die meisten Tests in Apotheken durchgeführt werden. «Das ist eine schöne Karte, die wir ausspielen müssen. Unsere Kunden kommen nicht in die Apotheke, um ein Schnupfenmittel zu holen. Sie kommen für eine Leistung». Jetzt können wir darum kämpfen, als Leistungserbringer anerkannt zu werden.
Die jungen Apothekerinnen und Apotheker sollen in Zukunft besser auf ihre neuen Rollen vorbereitet werden. So sollen insbesondere auch Möglichkeiten zum Üben der praktischen Fähigkeiten geschaffen werden. Als Fachpersonen stünden wir in der Fortbildungspflicht. Sie verstehe, dass die Fort- und Weiterbildung aufwendig und teuer sei. Aber: «Im Moment haben wir keine andere Wahl. Wir werden unter die Lupe genommen. Wir können uns keine Fehler leisten. Wir müssen überzeugen!»

In einen Dialog treten

Der Vorstand hat sich neu organisiert, um seine taktischen Ziele zu erreichen. Das funktioniere nur gemeinsam. «Mir ist Transparenz sehr wichtig. Ich will mit Ihnen unbedingt in einen Dialog treten! Dieser Austausch ist mir sehr wichtig. Das ist unser Verband, und ich möchte, dass wir dieses «Wir-Gefühl» wiederfinden. Wir können unsere Zukunft in diesem schönen und spannenden Beruf nur gemeinsam gestalten!», appellierte Ruggli an ihre Berufskolleginnen und -kollegen. Mit ihrer offenen, sympathischen und authentischen Art ist Ruggli auf dem besten Weg dorthin.

Im Anschluss an das Referat führten Dominique Bätscher und Dr. Claus Hysek vom OK pharmaDavos durch eine angeregte Publikumsdiskussion, über die wir gerne in der nächsten Ausgabe berichten werden.

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